Gasthaus statt Tempel: Vietnamesen bringen Buddha ins Restaurant und die Religion „sozialistischer Art“

Der Gasthof „Lippoldsruhe“ in Mülsen wird zum Sitz der „Buddhistischen Gemeinschaft Zwickau“ umfunktioniert (Bild: Screenshot/Thoibao.de)

Deutschland, 1990: das Land wird wiedervereinigt. Eine Großzahl von vietnamesischen Gastarbeitern in den neuen Bundesländern müssen sich selbst um ihr Leben kümmern und sogar Geld ansparen, um es in die Heimat zu schicken. Als ihre Umstände sich dann stabilisierten, litt die kommunistische Ideologie darunter. Stattdessen waren die Bedürfnisse für ein traditionelles spirituelles Leben größer und ihnen wurde auch mehr Beachtung geschenkt.

Eine Gaststätte wird zur Anbetungsstätte für Buddha

Die 1870 errichtete „Lippoldsruhe“ in Mülsen hat ihre neue Berufung gefunden. Was einst mal ein Gasthof war, wird ab demnächst zu einem buddhistischen Zentrum, denn der neue Besitzer ist die „Buddhistische Gemeinschaft Zwickau“.

Die „Lippoldsruhe“ wurde im August 2018 von seinem Betreiber Frieder Rudolph verkauft, da er und seine Frau beschlossen haben in Rente zu gehen. Der Verkauf ist inzwischen abgeschlossen und auch vom Notar bescheinigt.

Zukünftig soll die neu gegründete „Buddhistische Gemeinschaft Zwickau“ diesen Ort für ihre Zwecke nutzen. Die einstige Wirtschaft mit eigener Bowlingbahn wird es nicht mehr geben. Eher soll sie zum Treffpunkt vietnamesischer Buddhisten werden.

Die neuen Besitzer kommen aus Vietnam

Frieder Rudolph und seine Frau betrieben die Gaststätte seit 1994, doch in der letzten Zeit begegneten sie vielen Schwierigkeiten, vor allem seitdem die Umgebung an der Bundesstraße 173 neu gestaltet wurde. Jetzt mit der neuen Kreuzung, ist die Anfahrt zum Gasthof nicht mehr so einfach wie zuvor.

Schon einige zuvor hat Rudolph versucht, diese Gaststätte zu verkaufen. Doch der Versuch sie in Dresden im Jahr 2017 zu versteigern, blieb ohne Erfolg. Danach wurde das Objekt ins Internet gestellt, doch auch hier brauchte es lang, bis sich Interessenten gefunden haben. Den Zuschlag erhielt dann die „Buddhistische Gemeinschaft Zwickau“, weil sie am meisten am Objekt interessiert gewesen sein soll.

Der Schatten der vietnamesischen Polizei bei einem Tempel in Deutschland

Buddhistische Mönche und Gläubige in der Tschechischen Republik bei einer Zeremonie am Altar von Hồ Chí Minh in der vietnamesischen Botschaft in Prag (Bild: Zentralkomitee der vietnamesischen Buddhisten in der Tschechischen Republik)

In der Tschechischen Republik, sowie vielen anderen osteuropäischen Ländern, dort wo zahlreiche Vietnamesen leben, ist die Errichtung von spirituellen Stätten im Aufwind.

Erst vor kurzem wurde im sächsischen Taucha ein von Vietnamesen errichteter Tempel eröffnet. Diese befindet sich auf einem Grundstück, welches direkt an den Bahnhof angrenzt. Bemerkenswert an diesem Tempel ist, dass bei der Vorbereitung immer Beamte der vietnamesischen Polizei vor Ort waren.

Generaloberst Nguyễn Khánh Toàn (erste Reihe, 1. Person von links) neben Tauchas Bürgermeister Tobias Meier (erste Reihe, 2. Person von links) (Bild: giacngo.vn)
Generaloberst Nguyễn Khánh Toàn, ehemaliges Mitglied des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Vietnams, ehemaliger ständiger stellvertretender Minister des Ministeriums für Öffentliche Sicherheit, war Delegationsleiter bei der Grundsteinlegung des Tempels in Taucha

Lê Anh – VD-News

Quelle: https://www.freiepresse.de/zwickau/zwickau/buddha-zieht-ins-gasthaus-artikel10379492 (Artikel „Buddha zieht ins Gasthaus“ der „Freien Presse“ vom 04.12.2018)